Exportkontrollen auf Seltene Erden und Ihre Auswirkungen
Bild: David Gray/Reuters
Am 4. April hat die chinesische Regierung eine neue Regulierungsstrategie implementiert, die den Export sieben schwerer Seltener Erden einschränkt. Exporte brauchen zukünftig eine Lizenzierung; einige amerikanische Unternehmen im Verteidigungssektor sind für solch eine Lizenzierung ausgeschlossen. Bis die Lizenzen erteilt werden, wurde der Export dieser Seltenen Erden komplett gestoppt. Die betroffenen Metalle sind essenzielle Bestandteile vieler technischer Anwendungen und betreffen sowohl zivile als auch militärische Sektoren weltweit.
Warum diese Einschränkungen?
Die Massnahmen sind mutmasslich eine Reaktion auf die kürzlichen drastischen Zollerhöhungen durch die USA unter Präsident Trump, die am 2. April in Kraft traten. China reagiert damit auf den eskalierenden Handelskonflikt zwischen beiden Nationen. Die betroffenen Metalle, darunter Samarium, Gadolinium und Dysprosium, sind zentral für die Herstellung von Motoren und anderer hochspezialisierter Produkte in der Automobil-, Luftfahrt- und Elektronikindustrie. China dominiert diesen Markt und verarbeitet fast alle schwereren seltenen Erden auf dem Markt. Dies verschafft China eine starke Verhandlungsposition im globalen Handel.
Auswirkungen dieser Exportkontrollen
Firmen müssen weltweit mit Produktionsunterbrechungen aufgrund unklarer Lieferbestände rechnen. Die zeitlichen Abläufe von Produktionsstörungen bleiben aufgrund unterschiedlicher Lagerbestände und der genauen Dauer des Exportstopps schwer vorhersehbar.
Aufgrund der geringen wirtschaftlichen Bedeutung der Exporte dieser Metalle für China verursachen die Kontrollen kaum wirtschaftlichen Schaden für China. Mit einem Handelsüberschuss von fast einer Billion USD exportiert China weit mehr, als es importiert, was den Druck auf die Weltmärkte erhöht.
2010 setzte China den Export Seltener Erden nach Japan aus, nachdem es zwischen den beiden Staaten zu einem Streit um Hoheitsgewässer gekommen war. Spätestens seither suchen auch viele andere Länder nach Möglichkeiten, die eigene Produktion und Verarbeitung von seltenen Erden ausbauen. Zudem wird in Möglichkeiten investiert, die Substitution voranzutreiben. Die EU hat mit dem 2024 in Kraft getretenen Critical Raw Materials Act Massnahmen ergriffen, um bis 2030 den Eigenbedarf an sogenannten “strategischen Rohstoffen” – darunter die Metalle der Seltenen Erden – signifikant zu erhöhen. Ein Problem bleibt der Zeitfaktor: Sowohl die Eröffnung neuer Minen, die Etablierung von Handelspartnerschaften, Substitutionsmassnahmen als auch Recyclingsysteme sind langwierige (und kostenintensive) Unternehmungen, die oft mehrere Jahre bis zur Marktübernahme brauchen.
Die Schweiz importiert die betroffenen Rohstoffe zu 100 Prozent. Obwohl es sich bei den Importen von Seltenen Erden in Reinform um relativ geringe Mengen handelt, sind die Firmen auf Komponenten und Technologien angewiesen, die solche Seltenen Erden enthalten – oft stammen diese aus der EU, welche wiederum in vollständiger Abhängigkeit zu China steht. Eine Analyse der Abhängigkeiten und Risiken ist daher dringend notwendig, um potenzielle Versorgungsengpässe zu identifizieren und zu bewältigen.
Lesen Sie dazu den Artikel in der NZZ vom 19. April.